Es war ein Leben, das nichts ausgelassen hat. Eine einzige rauschende Party. Viel Alkohol, noch mehr Nikotin. Über Jahrzehnte. Vereinzelt kam der eine oder andere Gedanke der Besorgnis durch. Aber die Party war deutlich einfacher, deutlich angenehmer als jede andere denkbare Alternative.
Konkret
Kennen Sie das auch? Es geht Richtung Feierabend! Durst! Wie bekommt man den weg? Jetzt sagen Sie nicht Wasser. Blumen mögen das – nichts für mich. Was tue ich dagegen? Gin, Rotwein oder doch besser Whiskey? Ich entscheide mich für Rotwein. Norma liegt auf dem Weg. Die haben einen halbwegs genießbaren Amarone-Verschnitt. Kriegste für 5 EUR, 14 % Alkohol – gute Entscheidung, zumindest für mein damaliges Ich. Und ja: Zwei Flaschen müssen es schon sein. Darunter ist das sinnlos. Dazu eine leckere TK-Pizza mit einer richtig schönen Ladung Käse, Schmelzkäse nach Möglichkeit. So sieht das Ganze also aus. Fast täglich! Von der Pizza mal abgesehen. Gut, das konnte nicht sein. Vor allem nicht die Tatsache, dass ich das nur schon seit Jahren so praktiziere.
Corona
Dann kommt es gesundheitlich plötzlich verdammt dick. Die Corona-Impfung hat mich niedergestreckt. So, dass ich auf jeden Fall zum Arzt muss. Da ließ sich auch eine Blutentnahme nicht vermeiden. Und ein Blutzuckertest. Der hat die Laborantin dezent geschockt. Über 380 mg/dl zeigte das kleine Gerät an. Die Obergrenze bei Erwachsenen liegt so bei etwa 110. Dezent zu viel also. Das nutzte die Ärztin gleich, um mich in enger Zusammenarbeit mit meiner Frau zu einem Check-Up zu überreden. Hier können wir dann ein wenig abkürzen: Das Ergebnis war schlicht eine Katastrophe.
Mach was…
Das war denn auch mein erster „Mach Was“-Moment. So möchte ich das mal nennen. Denn: Zum einen war das nicht der letzte Weckruf dieser Art, zum anderen war das „Was“ etwas zu schwammig und gleichzeitig inkonsequent definiert. Aber ich habe mir Mühe gegeben. Beginnen wir mal mit der Pizza: Nur noch einmal die Woche – der Extra-Käse blieb im Programm. Ähnliches galt erst mal für alkoholische Getränke. Auf einen Tag in der Woche beschränkt – zumindest versucht. Das ging ein paar Monate sogar relativ gut. Die Zigaretten wurden durch eine Dampfe ersetzt. Schrittweise hatte ich das dann komplett eingestellt. Nicht ganz freiwillig. Durch die Krankheit meiner Frau war hier volle Solidarität angesagt. Eine zusätzliche Motivation, die da mit Sicherheit weitergeholfen hat. Ich kann allerdings die Dampfe als Alternative zur echten Zigarette empfehlen, wenn man aufhören will. Auf Dauer ist auch das nicht das Wahre. Also nach Möglichkeit so schnell wie möglich ganz sein lassen.
Es hat nicht gereicht
Schleichend wurde das Ganze dann wieder schlechter. Mit steigender Unzufriedenheit im Job und dem Frust wegen der Krankheit meiner Frau bin ich zumindest bezüglich Alkohol und Pizza zügig wieder bei meinen alten Gewohnheiten gelandet. Nur dass die Schlagzahl erhöht wurde: Pizza und ähnlichen Dreck mehrmals die Woche, nahezu täglich zwei Flaschen Wein oder eine Flasche Gin. An manchen Tagen wurde aus dem „oder“ sogar ein „und“. Der traurige Höhepunkt war dann an Weihnachten 2022 erreicht. Mir war klar geworden, dass ich nicht gerade auf dem besten Weg war. Figürlich war ich mit knapp 120 kg wieder dezent adipös und in Bezug auf Alkohol längst der Sucht verfallen. Also, was tun?
Erkenntnis
Mir wurde klar, dass jetzt nur noch zwei Möglichkeiten im Raum standen: so weitermachen und sich selbst komplett ruinieren oder? Oder eine radikale Kehrtwende in jeder Hinsicht hinlegen. Letzteres versprach eine verdammt harte Nummer: kein Alkohol, extreme Ernährungsumstellung und viel Bewegung. Drei Dinge, die bisher in meinem Leben nicht stattgefunden haben. Aber auch eine massive Herausforderung. Einfach auch mal etwas völlig Neues, könnte man also mal ausprobieren. Und: Ruinieren war einfach keine Alternative. Also – Gemüse, Gewichte, Laufband und Wasser. Klingt grausam, und das ist es erst mal auch. Grausam, einfach nur grausam. Und so ganz ohne irgendwelche mentalen Spielereien und digitale Gadgets geht das alles auch nicht ab. Zumindest nicht bei einem Nerd wie mir. Das und mehr wird in diesem Blog erzählt. In der Hoffnung, dem geneigten Leser Hoffnung machen zu können. Und um dem geneigten Leser zu vermitteln: Es ist nie zu spät, greifen Sie an. Ziehen Sie’s durch, es lohnt sich.
